Geht es um Tunnelvortriebstechnik und Tunnelbohrmaschinen, dann kommt man an Herrenknecht nicht vorbei. Wir besuchen den Weltmarktführer auf der bauma 2016 um einen Einblick in die Arbeit, die Herausforderungen und Lösungsansätze zu gewinnen. Wer in diesem Geschäftsfeld hoch hinaus will, der muss weit hinunter bohren können.
Felix Rother: Herr Hotz, Herrenknecht ist offensichtlich eine Firma, die etwas mit dem Untertagebergbau zu tun hat. Erklären Sie mir doch mal, wofür steht Herrenknecht. Stefan Hotz: Die Marke Herrenknecht steht für kundenorientierte Lösungen aus dem mechanisierten Mining Bereich. Wir setzen Dinge um, die wir von unserer großen Mutter haben, das heißt wir sind im Tunneling Business tätig. Und diese Lösungen und Anwendungen die haben wir jetzt übersetzt in „Anwendung für Bergbau und Untertage“.
Felix Rother: Wir sehen hier Herrenknecht macht im Untertagebau so ziemlich alles. Oder worauf kommt es genau an, bei Herrenknecht? Stefan Hotz: Also generell geht es darum Löcher zu bohren, Untertage und das machen wir in allen Dimensionen und auch in alle Richtungen. Und das sieht man hier an diesem Überblicksschema. Da sehen Sie verschiedene Anwendungen die wir für den Untertage Bergbau haben. Hier werden Löcher von unten nach oben gebohrt, in großen Dimensionen. Hier wird zum Beispiel ein sogenannter Schacht abgeteuft, mit einer vollautomatischen sogenannten Schachtbohrmaschine.
Felix Rother: Sicherheit ist ein großes Thema im Untertagebergbau, können wir uns das da drüben vielleicht einmal anschauen? Stefan Hotz: Ja gerne. Felix Rother: Was sehen wir hier denn jetzt was wirklich für Sicherheit steht – und was Herrenknecht vielleicht auch ausmacht? Stefan Hotz: Also generell habe ich hier eine Maschine um Schächte zu bohren, ich bohre von oben nach unten. Was wir versuchen ist unter dem Motto Hands-off die Leute aus dem Gefahrenbereich rauszuhalten die die Maschine bedienen. Das heißt, hier ist ein sogenannter automatischer Pipe-Handler, der nimmt diese gelben Teile automatisch nach oben, nach hinten und setzt sie in die Maschine ein. Felix Rother: Das heißt das Motto ist quasi Hände weg, dann kann auch nichts passieren. Stefan Hotz: Hände weg – Leute raus aus dem Gefahrenbereich wenn einer nicht rumspringt, dann kann er sich nicht verletzen. Und das ist die Idee, die dahinter steckt. Felix Rother: Jetzt haben Sie auch gesagt, hier unten hebt der Kranz alles an. Wie funktioniert das – erklären Sie mir das nochmal. Stefan Hotz: Ich bohre von oben nach unten über die gesamte Distanz – von unten ist ein Zugang erforderlich – dann kommt das drill string nach unten, da installiere ich diesen großen Kranz und den ziehe ich dann nach oben – mit viel Kraft und währenddessen dreht er sich. Und durch diesen Drehprozess – oben sind noch sogenannte Rollenmeißel – löse ich das Material, das fällt nach unten weg. Und dann wird das ganze nach oben weg gezogen und so entsteht dieser Schacht. Felix Rother: Wie groß ist dieser Kranz? Wie kann man sich das vorstellen? Stefan Hotz: Also, das kann zwischen 1,50 Meter und 8-9 Meter sein. Also das sind schon ordentliche Dimensionen und die Länge dieses Schachtes kann theoretisch – wenn die Geologie mitspielt bis 1.500 – 2000 Meter sein.
Felix Rother: Heißt theoretisch kann ich bis auf 2000 Meter von unten alles nach oben reißen und es rieselt nur noch runter! Stefan Hotz: Genau. Ja, aber wie gesagt, die Geologie ist im Bergbau immer wichtig. Wenn die dann mitspielt. Felix Rother: Es gibt auch – glaube ich – da drüben noch eine andere Maschine. Der große Unterschied zwischen dieser und der hier. Stefan Hotz: Es gibt 2 Unterschiede. Zum einen wenn ich von unten keinen Zugang habe dann muss ich so eine Maschine einsetzen. Felix Rother: Das heißt die Maschine ist jetzt von oben nach unten – nicht von unten nach oben. Stefan Hotz: Genau aber diese Maschine geht auch von oben nach unten und das ist wenn ich einen sogenannten Blindschacht herstelle. Hier muss das Material von unten über den Schacht nach oben abgeführt werden. Felix Rother: Das heißt, hier auf diesen Zwischenebenen stehen dann auch immer Menschen? Stefan Hotz: Ja genau, auf diesen Zwischenstufen da sind die Leute und bedienen die einzelnen Bereiche, allerdings es gilt generell auch hier: Hands-off. Auf der Maschine sind nicht mehr viele Menschen und auch wieder vor dem Hintergedanken, Leute sollen weggehalten werden vor gefährlichen Prozessen, da können sie sich nicht verletzen und können auch keine Unfälle entstehen. Felix Rother: Das heißt, so weit wie möglich gilt auch hier wieder Hände weg. Stefan Hotz: Ja genau, Hände weg. Eigentlich auch wieder aus zwei Gesichtspunkten. Einmal wegen der Unfallgefahren und zum anderen, im Bergbau hat man vorhin schon gesagt, geht es auch darum Kosten zu sparen. Das wenige Leute in der Maschine sind. Felix Rother: Das heißt, wenn man jetzt diese Konzepte einmal zusammenfassen kann, kann man ja sagen, es geht um Sicherheit, natürlich geht’s immer um Kosten und Effizienz und es geht darum Menschen einfach wegzuhalten um diese Sicherheit zu garantieren. Wo geht’s da hin? Kann man irgendwann diese Löcher aus 10 Kilometern Entfernung buddeln, so dass wirklich gar nichts mehr passieren kann oder wo geht’s hin? Stefan Hotz: Also Menschen sind nie ganz wegzunehmen allerdings ist es so, man kann viele Überwachungsprozesse zum Beispiel verlagern, von der Maschine weg. Wir haben zum Beispiel hier noch eine Anwendung: zuhause von unserem Office sehen wir genau über die Datenübertragung was in der Maschine los ist und der Trend im Bergbau ist auf jeden Fall höhere Automatisierung und immer weniger Leute, das ist richtig. Felix Rother: Wo geht’s in der Zukunft noch weiter? Stefan Hotz: Also ich denke dass wir die Grundlagen geschaffen haben für die Automatisierung, jetzt geht’s weiter dass man wirklich die Leute reduziert. Das ist eine Geschichte und das andere ist natürlich dass es kostengünstig passiert auch immer ganz wichtig im Bergbau um die Leistungen zu erreichen, die der Kunde dann fordert. Felix Rother: Dann wünsche ich Ihnen mit Herrenknecht viel Glück bei der Vernetzung und Automatisierung um diese Sicherheit auch in Zukunft gewähren zu können und bedanke mich bei Ihnen. Stefan Hotz: Ja, herzlichen Dank!